Hami
Nachdem wir dem Orkan in der Wüste entkommen sind, gönnen wir uns erst einmal 2 Tage Pause in Hami. Dass die Stadt touristisch nichts zu bieten hat, stört dabei nicht. Die Tage in der Wüste hatten uns doch einiges abverlangt und zudem mussten wir eine Lebensmittelvergiftung auskurieren, die wir uns im letzten Ort vor der Wüste eingefangen hatten.
Im Sommer ist Hami in ganz China für seine Gluthitze und seine süßen Melonen bekannt, die in China daher als Hami-Melonen bezeichnet werden. Im Frühling bleibt nur eine absolut gewöhnliche, aber freundliche chinesische Stadt. Bei unseren Streifzügen durch die Viertel haben wir dann doch noch eine Sehenswürdigkeit entdeckt: Mitten in der Stadt, in einem Viertel aus kleinen einstöckigen Lehmhäusern, umringt von gewaltigen Wohnblöcken steht eine farbenprächtige Moschee im chinesischen Stil. Die Szenerie passt einfach nicht und wirkt bizarr. Die Moschee liegt an einem kleinen Bach mit Lehmigen Ufer. Auf der anderen Seite ein Heizkraftwerk. Das wollen wir uns unbedingt genauer ansehen.
Ein alter Herr kommt zu uns als wir näher treten. Wir werden freundlich, aber vorsichtig begrüßt. Die Moschee wird renoviert und wir dürfen leider nicht hinein. Schade, denn es ist eine ausgesprochen schöne Hui-Moschee. „Sieht ein wenig aus wie die Moschee in Xi’an.“ vergleichen wir. „Nein, also mit der Moschee in Xi’an hat das nichts zu tun“ entgegnet der Mann fast empört. „Diese Moschee ist doch eindeutig der großen Moschee in Lanzhou nachempfunden.“ erklärt er weiter. „Oh, unser Fehler!“ Haben wir wieder etwas dazugelernt und wir werden seiner Empfehlung folgend unbedingt die große Moschee in Lanzhou ansehen, wenn wir dorthin kommen sollten.
Im Rhythmus
Von Hami weiter Richtung Südosten gibt es nur eine Straße: Die Autobahn nach Guazhou und weiter nach Lanzhou und Xi’an. Fast alle Waren und Güter erreichen und verlassen Xinjiang auf diesem Weg per LKW. Darunter doch recht abenteuerlustige und lustige Konstruktionen (siehe Galerie). Uns stehen erneut 360 Km offene Wüste bevor und auch hier soll der (Gegen-)Wind ein stetiger Begleiter bleiben.
Die Wüste gefällt uns inzwischen. Der ständige Wechsel der Farben und Formen, die Leere, das Licht kurz vor Sonnenuntergang… Ja, wir haben unseren Rhythmus gefunden und kommen gut voran. Auch der Zeltauf- und -abbau geht nun routiniert und zügig von der Hand, nur die Zeltplätze sind rar in der Wüste. Der Wind hat sich über die Jahrhundert alle Hindernisse aus dem Weg geräumt und so sind wir auf „künstliche“ Hindernisse (Kiesgruben, Baggerlöcher oder ähnliches Menschgemachtes) angewiesen, wenn wir dem ständigen Gebrüll der nächtlichen Stürme entgehen wollen. Letztlich werden wir jedoch immer fündig.
Welcome to Gansu!
Unser erstes Ziel auf dem Weg nach Guazhou ist Xingxingxia. 200 Km und ca. 1300 Höhenmeter von Hami entfernt ist es der einzige Halt zwischen den beiden Städten. Wir planen die Strecke in drei Tagen zu fahren, der starke Wind macht vier daraus. Am dritten Abend schlägt das Wetter um. Regenwolken ziehen auf und der Sonnenuntergang verschwindet hinter einer Wand aus Regen. Eine unruhige Nacht, dann die verheerenden Spuren der vergangenen Regenfälle sind in der Wüste allgegenwärtig. Ab wir haben Glück und das Unwetter zieht an uns vorüber. So beginnen wir am nächsten Morgen den bergigen Endspurt nach Xingxingxia: Gegenwind und 700 Höhenmeter. Kein Problem, denn die Zivilisation lockt. Aber schon auf den Weg beschleicht uns immer wieder die Ahnung, der Ort könnte kleiner sein als von der Karte verzeichnet. Nach dem Pass begrüßt uns eine Mautstation. Wir werden durchgewunken, müssen nichts zahlen und gut die Hälfte der Mitarbeiter steht Spalier um uns mit eigenen Augen zu sehen und kurz Hallo zu sagen. Hinter der Station zwei schäbige Hotels, eine Hand voll Restaurants und einige KFZ-Werkstätten. Das war’s? Wir beschließen unseren Karten in Zukunft weniger zu vertrauen und verlassen den „Ort“ so schnell wie wir gekommen sind wieder. Direkt hinter dem Ortsende ein lang ersehntes Schild: „Welcome to Gansu“. Endlich haben wir Xinjang hinter uns gelassen und verlassen die größte Provinz Chinas mit gemischten Gefühlen. Vieles hat uns gefallen, aber die Lage ist sehr angespannt. Mit der Grenze fallen augenblicklich fast alle bürokratischen Sicherheitsauflagen weg, die uns in Xinjiang doch sehr gestört haben. Benzin ist wieder frei verfügbar, Öffentliche Gebäude und Supermärkte lassen sich ohne Gepäck-, Taschen- und Personenkontrollen betreten… Wir sind auf auf jeden Fall neugierig was uns Gansu zu bieten hat.
Chinas „Windmund“
Wir kämpfen! Der Gegenwind ist nah am Limit und wir kriechen mit 8 Km/h auf der Ebene dahin. Wie aus dem Nichts fährt ein Pickup neben uns heran und ein freundliches Gesicht lehnt sich aus dem Fenster. „Wohin fahrt ihr?“ ruft der Mann. „Nach Guazhou.“ antworten wir. „Das passt. Steigt ein! Wir nehmen euch ein Stück mit.“ entgegnet er. Das passt in der Tat, denn so kann es nicht weiter gehen. Es fehlt nicht mehr viel und wir können noch nicht mal mehr schieben. Schnell laden wir alles auf und steigen ein. Herr Jin und seine beiden Kollegen reparieren Bagger und sind im Augenblick auf dem Weg in die Nähe Guazhous, erklären sie uns. Herr Jin selbst ist begeistertet Motorradfahrer und hat selbst schon fast ganz China auf seinem Zweirad erkundet. Unser Vorhaben quer durch China zu fahren imponiert und begeistert ihn daher. Wir sind so erleichtert und bedanken uns unentwegt. „Es ist heute einfach zu stürmisch um zu fahren.“ erklären wir. „Stürmisch? Heute? Nein, heute geht es doch noch.“ entgegnet man uns, „Wusstet ihr denn nicht, dass Guazhou auch der ‚Windmund‘ Chinas genannt wird?“ „Äh, nein!“ Das war uns neu. Aber in der Tat kennt man die 100.000 Einwohner Stadt Guazhou in China vor allem für ihre andauernden Sandstürme und den gewaltigen 400 MW Windpark.
Mellie und Herr Jin unterhalten sich angeregt und so fliegt die Zeit dahin. Eine Stunde später und somit kurz vor Guazhou setzt Herr Jin uns ab. 谢谢金先生!Die letzten Kilometer müssen wir uns nun noch einmal durch den Sturm kämpfen, aber die Verlockung einer warmen Dusche nach 6 Tagen ohne überflüssige „Wasserverschwendung“ zum Waschen motivieren wieder ungemein.
1000 Km Wüste
In Guazhou ist es dann soweit: Wir haben die ersten 1000 Km in China im Sattel bewältigt. Wir sind ein wenig stolz auf uns. 1000 Km durch Taklamakan, Kuruktag und Gobi; ohne Platten oder Panne und dafür mit vielen tollen Erlebnissen und Eindrücken. Wir feiern die ersten 1000 mit einem tollen Hotelzimmer, das wir außerhalb der Saison zu einem Viertel des eigentlichen Preises bekommen. Ok, die Hotelwahl ist nicht ganz freiwillig, aber es ist nicht mehr so leicht wie noch vor einigen Jahren ein Hotel zu finden, das Ausländer aufnehmen darf und der ungewohnte Luxus ist eine nette Abwechslung zum Zeltleben.
400 weitere „Wüsten-Kilometer“ stehen uns nun noch bevor, bevor wir in das Qilian Gebirge Richtung Xining abbiegen und dort über die endlosen Grasebenen Amdos fahren werden.
Witzige Gespanne:
Hallo Melanie und Sebastian, ich soll euch beiden viele liebe Grüße von Sebastian`s Oma aus Duisburg bestellen.
Übrigens: Super Fotos
Hallo Andrea, das ist aber nett! Liebe Grüße bitte zurück an unsere Omi. 🙂
Ok, mach ich heute, geh gleich zu Ihr.
Wünscht Ihre Reise, um glatt zu sein, beachtet Ihre Reise häufig
!
Was sind denn bitte „Jiaozi“?
Gute Bilder, danke fuer die Berichterstattung und weiterhin viel Spass.
PingbackEwige Gesundheit und ein 30 Tage Visum Chinacrossing.de