Etwas Erholung
Eine Woche Xining liegt nun hinter uns. Das Wichtigste zuerst: Wir haben unsere Visumsverlängerung erhalten und somit geht es heute weiter Richtung Chengdu. Seit Hami sind wir bis auf einen Tag Zwangspause im stürmischen Guazhou seit einem Monat jeden Tag im Sattel gesessen. Vor allem die letzte Woche im Schnee und Eis nach Xining hat eine Menge Kraft gekostet. Neben dem organisatorischen Teil – Visum und Vorräte – bestand unser Xining Aufenthalt daher vor allem aus Schlafen und Essen (häufig wachen wir morgens auf, weil wir Hunger haben).
Gleichzeitig mit unserer Ankunft hier hat der Frühling zugeschlagen. In nur einer Woche sind fast alle Knospen in der Stadt aufgegangen und alles ist grün oder blüht. Ein unglaublich langer Winter geht damit für uns zu Ende und wir fahren nun in den subtropischen Sommer hinein.
T-Shirt-Wetter
Es war also eine eher geruhsame Woche hier. Gestern lockte der warme Sonnenschein die Menschen in die Parks. Nicht weit von unserem Hostel am Hang erstreckt sich ein weitläufiger Park mit einer der ältesten buddhistischen Tempelanlagen Xinings und einer schönen Moschee neuerem Datums im Lanzhou-Stil (ja, wir lernen dazu!).
Wir erkundeten zuerst den kleineren der beiden Tempel. Hier versammelten sich gerade ein gutes duzend Frauen aus der Nachbarschaft in buddhistischen braunen Roben zum Gebet. Stolz wurden uns die Vorbereitungen gezeigt und die am Morgen gemeinsam vorbereiteten Opfergaben präsentiert. Doch die Zeremonie wollten wir nicht stören und so zogen wir weiter in den größeren Tempel, der zu unserer Überraschung sowohl Elemente des chinesischen als auch des tibetischen Buddhismus vereint. Auch hier waren viele fleissige Hände am Werk den Tempelgarten in Schuss zu bringen.
“Buddhas Mantou“
Wir waren schon wieder auf dem Weg zum Ausgang als uns plötzlich eine alte Frau aufforderte ihr zu folgen. Sie brachte uns zu einem kleinen Nebenschrein. Wortlos nahm sie zwei Mantous (das sind schwere Hefeklöße/-brötchen) aus den Opfergaben an Buddha und reichte sie uns. Verdutzt standen wir da mit dem trockenen Stück Gebäck in der Hand. „Was sollen wir jetzt damit machen?“ Fragten wir sie. „Essen! Dann bleibt ihr frei von allen Krankheiten, denn die Mantou kommen von Buddha.“ entgegnete sie freundlich. Na das ist ja ein Ding! Wir bedankten uns und verließen weiterhin verdutzt den Tempel. Noch auf der Tempelschwelle sprach uns der Tempelwächter auf die Mantou in unseren Händen an. Wir erklärtem ihm wie wir zu diesen kamen und sofort betonte auch er die Besonderheit dieser Mantou. Da standen wir nun auf dem Vorplatz: Zwei verdutzte Europäer, mit Mantou in den Händen und alle Augen auf uns gerichtet. Was nun? Die Mantou waren von Buddha und schienen für die Gläubigen hier etwas Besonderes und Kostbares zu sein. Freiheit von Krankheit klang zudem nützlich für unsere weitere Reise. Was muss das muss. Mellie nahm den ersten Bissen. „Umpf! Ganz schön trocken so ein alter Mantou.“ „Trocken? Ich weiss noch nicht mal wie ich das schlucken soll.“ entgegnete ich nach meinem Biss in den Teigkloß. Doch die Geste und der Wunsch waren zu nett um den trockenen, weißen Mantou nun einfach wegzuwerfen. 1,5 Liter Eistee, zahlreiche Lachflashs und über eine Stunde später bezwangen wir beide unseren Mantou auf dem höchsten Punkt des Hügels mit Blick über die ganze Stadt. Wir haben unseren Teil getan und hoffen wirklich, Buddha hält auch seinen.
Weiter geht’s!
Nun haben wir also Gesundheit und ein neues 30-Tage-Visum in der Tasche. Von Xining über die Berge und durch die tibetische Graslands sind es ca. 1000 Km nach Chengdu. Hier müssen wir am 9. Mai ankommen, da wir am Morgen des 10. Mai für eine Woche nach Hongkong fliegen.
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