Wieder ein Sonntag ohne Blogpost und wir wollen uns dafür entschuldigen. Leider hat uns die Magen-Darm-Geschichte aus Guiyang hart erwischt und wir hängen noch immer ziemlich durch. Wir geben unser Bestes!
Baustelle China
Wir wollen Kaili verlassen und in Richtung Guilin fahren – doch dies ist gar nicht so einfach. Überall am Stadtrand wird Kilometerweit gebaut! Wir brauchen daher eine ganze Weile bis wir die Stadt wirklich hinter und lassen können. Seit Beginn unserer Reise sind gigantische Wohnviertel, Hochhäuser, Bauruinen, und sogar ganze Städte in der Wüste unsere steten Begleiter. Was uns dabei nachdenklich stimmt: Sehr viele von ihnen stehen leer! In Xinjiang werden ganze Städte in der Wüste gebaut, in den tibetischen Bergen ganze Hochhausviertel – alles steht leer. Was genau das für China bedeutet bleibt abzuwarten, fest steht aber: Irgendjemand hat für die Bauprojekte und Wohnungen gezahlt und Kredite aufgenommen und andere tun dies noch immer, doch nun steht alles leer und ist nichts wert. Wir scheinen jedenfalls nicht die einzigen zu sein, die sich darüber Gedanken machen: .
Eine Nacht bei der Polizei
Es ist später Nachmittag als wir die kleine Stadt Congjiang erreichen. Gebaut wird hier immerhin kaum. Hier wollen wir uns ein Hotel nehmen und uns etwas ausruhen, doch schon nach dem zweiten Gespräch wird klar: In Congjiang finden heute staatliche Prüfungen statt und die Prüflinge sind aus allen Teilen der Provinz angereist. Die Hotels sind also voll. Drei Stunden lang laufen wir von Hotel zu Hotel. Manche Hotelbetreiber haben bereits Schilder aufgehängt, andere kommen uns sogar winkend und Kopf schüttelnd entgegen. Als es bereits dunkel wird geben wir auf. Wir decken uns mit Bier und Knabbereien ein und wollen die Nacht im Stadtpark verbringen. Auf einer Leinwand laufen die Nachrichten, es ist nicht zu warm und es scheint ganz so, als seien wir nicht die einzigen, die nicht fündig geworden sind. Doch schon nach kurzer Zeit tauchen vier PolizistInnen auf und befragen uns besorgt, was wir denn hier machen. Auf unsere Antwort hin werden in windeseile die Handys gezückt und alle vier telefonieren in der ganzen Stadt herum, um für uns eine Bleibe zu arrangieren. – Doch selbst für Chinas Staatsgewalt ist alles ausgebucht. Wir schlagen vor im Park zu zelten, doch sie sind nicht einverstanden. „Viel zu gefährlich!“, lautet ihr Einwand. Wir werden gebeten ihrem Polizeiwagen mit unseren Fahrrädern zu folgen bis wir schließlich vor dem Ausbildungszentrum des Public Security Bureaus stehen. Plötzlich geht alles ganz schnell. Die Räder werden in der Lobby geparkt und unser Gepäck in die oberen Stockwerke getragen. Über einen mit schönem Teppich ausgelegten Gang werden wir zu unserem Zimmer geführt. Es erwartet uns ein schönes Doppelzimmer mit eigenem Bad, das sich hinter keinem guten chinesischen Hotel verstecken muss. Sonst haben hier nur Polizisten Zutritt. Wir sind überwältigt von so viel Freundlichkeit und Gastfreundschaft und freuen uns riesig nun doch nicht im Park schlafen zu müssen. Wahnsinn, wir hätten nicht gedacht, dass wir mal eine Nacht auf der chinesischen Polizei verbringen würden. Und schon gar nicht so eine!
Guilins Karstlandschaft
Am nächsten Morgen stehen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf und fahren zum Busbahnhof. Wir wollen den Bus für die restliche Strecke bis nach Guilin nehmen. Unsere Magen-Darm-Infektion aus Guiyang ist leider immernoch nicht wieder in Ordnung und wir fühlen uns ehrlich gesagt ziemlich unfit. Der ständige, krasse Wechsel zwischen der schwülen Hitze außen und die Kälte der Klimaanlagen in Hotels und Geschäften macht es nicht besser.
Wir versuchen zu schlafen. Der überfüllte Bus holpert durch heftigen Regen und über schlechte Straßen immer den ewigen Windungen des Flusses entlang. Die Landschaft wird flacher und flacher und wir fangen an uns zu wundern. Doch dann lichten sich Regen und Dunst und überall am Horizont ragen die grünen Karstberge wie Finger aus der ansonsten flachen und von Flüssen und Seen durchzogenen Landschaft hervor. Verdammt! Guilin ist wirklich so schön, wie alle immer sagen.