Goldene Klöster und endlose Weiten

Es regnet als wir Xiahe verlassen. Ein fieser, feiner Sprühregen der auf 2900m halb gefroren auf uns herabfällt. Wir müssen auf der Hauptstraße bleiben, da der Regen die kürzere Nebenstrecke in eine üble Schlammpiste verwandelt hat. Auch unsere teure Regenausrüstung erweist sich leider als nur bedingt wasserfest; nach nur drei Stunden hat es der Regen durch die Gore-Tex Membran der North Face Jacken geschafft. Deprimiert und durchnässt zelten wir auf einem Feld am Wegesrand. Die Nacht bringt wieder 5cm Neuschnee.

Hezuo

Wir müssen lange warten, bis es die Sonne an diesem Morgen durch die Wolken schafft und unser Zelt vom Schnee befreit. Nass und erkältet fahren wir in die Regionalmetropole Hezuo. Laufende Nasen, Husten und Fieber; wir suchen uns ein Hotel und schlafen aus.
Hezuo ist das Musterbild einer chinesischen Regionalmetropole im Wirtschafts- und Bauboom der letzten 10 Jahre und besteht fast gänzlich aus prunkvollen Neubauten. Naben diesem neuen Gesicht beherberg die Stadt jedoch auch ein zauberhaftes tibetisches Kloster. Der „Buddhas Palast“, eine 9 Stockwerke hoher Tempel, bildet das Herz dieses lebendigen Pilgerortes. Das Wetter spielt mit und wir sind begeistert von Charme und Schönheit des Bauwerks.

Der Palast von Hezuo

Der Palast von Hezuo

Ochsenblutrot und Himmelblau

Ochsenblutrot und Himmelblau

Goldene Klöster

Doch nicht nur die Stadt ist im Bauboom, auch das Kloster baut an, aus und um. Generell scheint das religiöse Leben in Amdo im Augenblick aufzublühen. Jeder noch so kleine und arme Ort, durch den wir kommen, baut im Moment an Tempeln, Stupen oder Klöstern. Auch die Zahl der Mönche in den Klöstern erreichte in den letzten Jahren ein neues Hoch.
Als wir in Tongren das Kloster besuchten fuhr ein neuer weißer Buik um Haaresbreite an Mellie vorbei, zog vor uns in eine Parklücke und ein Mönch stieg aus. Er war schwer mit seinem iPhone beschäftigt und hate uns wohl deshalb übersehen. Das iPhone ist sehr verbreitet unter den Mönchen und wer keines hat, hat zumindest ein anderes Smartphone. Auch ausländische Wägen scheinen unter den höhergestellten Mönchen ein wichtiges Statussymbol zu sein und so bleibt der Mönch im weißen Buik kein Einzelfall. Es ist ein harter Kontrast zwischen den wohlgenährten Mönchen in ihren schönen und sauberen ochsenblutroten Roben, mit ihren Smartphones und teuren Wägen und den nicht endenden Strom an armen, schmutzigen Pilgern. Wir haben selten so viele mangelernährte Kinder gesehen wie hier. Viele Familien wohnen zu fünft oder sechst in einem Haus mit nicht mehr als 15 Quadratmetern. Bei aller Schönheit der Klöster, können wir einfach nicht ausblenden, dass es nicht zuletzt diese Menschen sind, die diese pompösen Sakralbauten errichten und für den Unterhalt der Klöster selbstlos spenden.

Endlose Weiten

Von Hezuo sind es nur zwei kleinere Pässe, dann sind wir in den endlosen Weiten der tibetischen Hochebene auf 3500m. Sanfte Hügel und weite Grasebenen voll von Yaks und Schafen als weiße und schwarze Punkte soweit das Auge reicht. Aber auch hier jede Nacht das gleiche Spiel: Sturm und Schnee. Es war ein mühsamer Weg bis Ruoergai. Doch wir haben ein Ziel vor Augen: In 100 Km verlassen wir die Hochebene. 25 Grad erwarten uns dort und der Nachtfrost hat ein Ende. Hallo Subtropen, wir kommen!

Schnurgerade Straßen durch die Grasebenen

Schnurgerade Straßen durch die Grasebenen

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Ein Kommentar

  1. Schaub, Günter, Baunatal

    Ich bedanke mich zunächst für die vielfältigen Info‘,
    die ich inzwischen von euch erhalten habe. Es ist schon ein hartes Stück „Vergnügen“? was ihr euch vorgenommen habt. Ich beneide euch um die tollen Eindrücke und Sehenswürdigkeiten für die ihr aber teuer bezahlen müsst. Gute Besserung und weiterhin
    störungsfreien Verlauf für eure Tour wünscht
    Günter Schaub

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